Es gibt Mittel, die uns ermöglichen im Nachhinein zu erahnen, was im Korb geschah und auch was geschehen wird. Denn was können wir dem Bienenvolk wirklich Gutes tun? Beobachten wir die Lebenserscheinungen und Sterbensvorgänge so oft und so lange wie möglich und nicht zuletzt geduldig! Manche Antwort kommt uns erst Tage später in den Sinn!
An dieser Stelle sei ein schönes Buch von Heinrich Storch "Am Flugloch" empfohlen, als Helfer für den Anfänger, Ratgeber oder Übungsleiter. Dieses Buch ist eine kleine Blüte des jahrelangen Beobachten an den Fluglöchern vieler Bienenvölker.
Bei unserem Korb ist die Fluglochöffnung am unteren Ende des hängenden Objektes vorgesehen.
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Der Teller wird mittels Pinne am Anflugtrichter befestigt |
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Gemüllteller am Hängekorb im Baum |
Wir haben den Anflugtrichter der Bienen zusätzlich mit einer Auffangschale aus Kunststoff versehen. Alles, was dem Leben der Bienen aus dem Korb "entfällt", findet sich in dieser Schale wieder. Diese Dinge geben uns Aufschluss darüber, was im Inneren des dunklen Raumes vor sich geht, ging oder manchmal auch gehen wird. Der Vorteil für die Bienen ist, unserer Meinung nach, ein zweifacher. Einmal müssen die Bienen keine Mühe aufwenden um z.B. leblose Bienenkörper aus dem Stock zu tragen. Zum Anderen geschieht unsere Beobachtungsaktion ohne die subtilen und eigentlich intimen und teilweise hochkomplizierten Vorgänge des Bienenvolkes durch ein Öffnen des Korbes zu unterbrechen und mehr oder weniger anhaltend zu stören. Es sei hierbei nur als Beispiel daran erinnert, wie Forschungsergebnisse des renommierten Bienenforschers Tautz ergaben, dass Bienen, die ausgebrütet werden, von ihren Pflegebienen auf ein halbes Grad genau temperiert werden, später eine bestimmte qualitative Aufgabe übernehmen sollen, weil sich entsprechend ihr Gehirn durch diese Temperaturmassnahme anders auszubilden vermag.
Ein weiterer Vorteil des Gemülltellers unter dem Flugloch ist, dass er sich auch über mehrere Tage als Sammler von Neuigkeiten anwenden lässt. Unsere Erfahrung lehrt uns, nicht alle unserer geliebten Völker befinden sich so in unserer Nähe, dass wir oft genug Beobachter der Vorgänge am Flugloch wären. Vieles entgeht uns, da wir immer nur Momentaufnahmen an einem Korb machen werden. Es mag z.B. zwei Völker, die nur einige Meter voneinander entfernt in einem Baum hängen, geben. Bei einem Besuch an einem beliebigen Morgen erleben wir das eine Volk munter und geschäftig, Flugbienen in die Umgegend zu versenden, während das andere Volk anscheinend zu den Langschläfern gezählt werden darf und sich nur ganz wenige Bienen draussen beim Sammeln und Fliegen betätigen. Eine halbe Stunde später aber verschiebt sich das Bild der Aktivitäten der beiden Völker ins genaue Gegenteil. Das zeigt doch, wie entscheidend für die eine oder andere Begegnung mit einem Volk dieser gewählte Zeitpunkt unserer Ankunft sein kann. Durch einen Gemüllteller werden so Langzeitaufnahmen gemacht, selbst wenn wir eine Woche nicht zu unserem Volk gehen können, lassen sich Aussagen treffen, die ein umfangreicheres Nachempfinden der letzten Zeit zulassen.
Beispielsweise finden wir dann bei den eben genannten Völkern in den jeweiligen Gemülltellern, beim Anflug oder im Stock selber verlorene Pollenhöschen verschiedenster Farben. Es wäre naheliegend, dass Sammelbienen der einzelnen Völker unterschiedliche Futterquellen beflogen haben.
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Kleine Wachsplättchen als Anzeichen der Bautätigkeit... |
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...nach dem Einzug des Bienenschwarms |
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Viele Krümelchen und gelber Pollen |
Oft sind unsere Beobachtungen Balsam für die Imkerseele aber auch das Gegenteil ist der Fall, dann nämlich, wenn es um Anzeichen von Krankheit, Parasiten oder irreparablen Schäden am Volk selber geht. Man stelle sich vor, eine tote Königin liegt im Teller. Je nachdem, wann so etwas geschehen ist, gibt es viele Möglichkeiten, warum und weshalb so etwas vorgekommen sein mag. Geschieht dies im Winter, würde es wohl mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit eine viel schlechtere Nachricht sein als im späten Frühling.
Hinsichtlich einer Diagnose ist also auch die jeweilige Jahreszeit, in der wir diese Dinge sehen und anschliessend vielleicht auch beurteilen werden, sehr entscheidend.
Kalkbrut |
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Das große Sterben |
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Viele tote Varroamilben nach einer Behandlung |
Es gibt einen Umstand, der sehr viele Imker und Bienenhalter dazu bewegt, zumindest zu bestimmten Zeiten diese Gemülldiagnose vorzunehmen. Dieser Umstand ist das Vorkommen und die Vermehrung der Varroamilben in den Bienenvölkern. Da diese Milbe erst vor Jahren zu unseren Honigbienen gekommen ist, sind die Abwehrmechanismen der Bienen entsprechend gering. Man kann vielleicht sogar sagen, dass die Bienen diese Milbe gar nicht als lebensbedrohlichen Eindringling feststellen oder feststellen können. Die Milbe scheint aber immer wieder, oder vielleicht auch immer noch, der letztendliche Auslöser für ein Zugrundegehen eines Honigbienenvolkes zu sein.
Um das Überleben des Volkes zu sichern, behandeln wir nach erfolgter Diagnose unsere Völker mit natürlichen Säuren. Die Feststellung des Milbenaufkommens im Bienenvolk wird gemessen an dem natürlichen Totenfall des Parasits. Es gibt verschiedene Praktiken und Ansätze - uns genügt eine Diagnose über den Gemüllteller. Was wir hier zu bestimmter Jahreszeit an toten Milben umgerechnet auf einen täglich natürlichen Abfall aus dem Bienenvolk zählen können, ist für uns die entscheidende Grundlage für eine Behandlung. Bei einem Verzicht auf menschlichen Verzehr des Honigs aus dem Bienenvolk ist es möglich zu jeder Jahreszeit mit entsprechenden Mitteln den Bienen zu helfen.
Grob gesagt: in der Zeit Ende Mai/Anfang Juni läge die Grenze bei 3-5 Milben am Tag, meist finden wir aber bis Ende Juli überhaupt keine toten Milben im Teller, was eine Behandlung überflüssig scheinen lässt. Erst im August bzw. September fängt die Problematik an sichtbar zu werden. Dann gilt immer noch die Regel von mehreren Milben am Tag und wir behandeln das Volk zu einer größtmöglichen Befreiung von diesem Parasiten. Was in solchen Fällen zu geschehen hat, sei den Gepflogenheiten und Ansichten der einzelnen Imker überlassen.
Wir wollen auch nicht unerwähnt lassen, dass unsere englischen Freunde von Natural Beekeeping Trust und andere, schon völlig auf eine Behandlung der Völker verzichten und damit angeblichen Erfolgen des Überlebens der Völker mehr entgegenkommen als mit einer Behandlung.
Wie wichtig im Moment ein Gemüllteller für unsere Art der Bienenhaltung im Weissenseifener Hängekorb geworden ist, sollen auch die folgenden Bilder untermauern.
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Vielfache Hinweise auf Varroabefall durch verkrüppelte Bienen und tote Milben |
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Es wird gebrütet - wir können Brutdeckel erkennen |
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Kranke Bienenbrut, Virenbefall sichtbar durch nicht entwickelte Flügel bei den Bienen, von schlüpfenden Bienen aufgeknabberte Zellendeckel, einige tote Milben, Wachsreste und Pollen |
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Es gibt Gäste im Korb! Heruntergefallene Maden der Wachsmotte und schwarze Kotkrümel der Wachsmottenraupe |
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Verlorene Pollenhöschen, Strohreste vom Korbputz, rätselhafter gelber Abfall |
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