Warum also machen wir Weissenseifener Hängekörbe für die Bienen?
Weil es schön ist!
Natürlich reicht das nicht vollständig als Erklärung aus. Deshalb schreiben wir diese Zeilen und auch, weil Sie vielleicht noch keinen besetzten Korb erleben durften.
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Aus dem Buch "Weissenseifener Hängekorb" von Günther Mancke |
Erhaben, fast schwerelos hängt er an einem ausgesuchten Ast in einer einzigartigen Baumatmosphäre, umspielt von dem einen oder anderen Sonnenstrahl, dem es gelingt vorbei an den starren Ästen durch das zartgrüne Laub zu dringen. Jemand aus der Sonnenregion blinzelt wohl auf das Farbenspiel der Oberfläche dieser an das Ei erinnernden Form.
Stellen wir uns die Frage, was zuerst da war, die Biene oder der Korb, fällt uns sofort ein: natürlich die Biene!
Jedoch, lassen wir unseren Blick, wie Günther Mancke es getan hat, auf den sogenannten natürlichen Bautrieb und seine bekanntlich exakte Ausführung bei einem Bienenschwarm fallen, dann könnten Zweifel über die schnelle Antwort auf unsere Frage entstehen.
Befinden sich die Bienen in dem Aufbau eines neuen Leibes für den sogenannten Bien, dann ist zu beobachten, dass jede fertiggestellte Wabe, die nicht von äusseren Verhältnissen gegenständlicher Natur vorzeitig unterbrochen wird, so von den Bienen ausgeführt wird, dass diese dort, wo sie als ganze Wabe mit ihrem Sein in die Erdenkräfte reicht, dort bildet sie als Form das mathematische Abbild einer Kettenkurve.
Wir sehen es den Bienen schon vorher an, wie sie gesinnt sind. Sie bilden diese Kettenkurven vor und während der Bautätigkeit, indem sie sich aneinander hängend in grossen und kleinen solchen Kurven zeigen. Eine wunderschöne und bewundernswerte Ansicht entsteht.
Bewundernswert, weil die erste Biene auf jeder Seite der Kette das Gewicht aller an ihr hängenden Schwestern halten kann, auch oder obwohl die Fläche, auf der die erste Biene steht, unserem Auge einfach nur glatt erscheint.
Wo und wie schafft es die erste Biene einer Kette dieser Verantwortung gerecht zu werden?
Wer wird Nummer zwei Nummer drei usw. in Bienenkette und warum?
Wie groß soll die hängende Bienenkurve denn werden, wie kommt es zu der Entscheidung auf der anderen Seite dieser lebenden Kette einen weiteren Anfang für den Bogen zu machen?
Wie wächst die Kette zusammen?
Wird die Form vielleicht negativ gebildet?
Bienen, die sich ganz eng zusammen als Bienentraube gekuschelt haben, verlassen die Traube und übrig bleiben diese wundersamen Bienenketten, weil sich manche nicht trennen wollen?
Vielleicht schaffen sie aber auch die Atmosphäre des maximalen Zugeständnisses an die Erdenkräfte, sie, die ja fliegen können und bei Bedarf und Leben diesen Kräften zumindest scheinbar entziehen gelernt haben?
Die Baubienen, nicht alle Bienen, müssen, dürfen oder können gleichzeitig bauen, es gibt viele verantwortliche Tätigkeiten, wie wir wissen. Die Baubienen bekommen von denen, die da hängend im Raum ein Formbeispiel mit ihren Körpern ausbilden, also "Vorbilder" für das, was der Bien in seiner vielleicht unsichtbaren Welt bewegt?
Alles, was Günther Mancke vor ca. 30 Jahren entdeckte und uns als Korbmacher jetzt zum Ansporn wird, ist diesen sogenannt natürlichen beobachtbaren Bedürfnissen des Bienenlebens möglichst getreu nachzukommen. Wir Menschen müssen ja unsere Handlungen üben und wenn wir sie nicht allzuoft üben können, dann benutzen wir für eine Sache, wie in diesem Falle, eine Form als Ausgleich für die fehlende Übung in der Praxis. Es bleibt dennoch genug der Übung den für die meisten Menschen "neuen Stoff" zu bearbeiten. Stroh ist trocken und störrisch und geht nicht ganz freiwillig in die runde Form.
Wir lernen mit unseren Händen der Idee des Bienenwesens in einer Art Vorahnung auf den Wachsleib zu folgen.
Ja, und jetzt fragt sich der eine oder andere Leser vielleicht, wo denn diese Beschreibung herkommt, wo doch unser Korb geschlossen ist. Ja, dem sei gesagt, dass es früh am Morgen, wenn ein Volk sich überlegt, ob es denn vielleicht schwärmen sollte, diese Kettenbildungen auch schon an der Aussenseite des Korbes zu beobachten sind. Als Stimmungsanzeiger für den Bienenhalter vielleicht?
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