Freitag

Am Anfang waren wir ein Schwarm

Andrea und Andreas wollten uns hier haben, damit es am Burren noch toller wird.
Nun hängen wir also an dem Ahornbaum und wiegen uns im Wind.

Wir sind im Mai 2023 hier sozusagen geboren. Unsere jetzige Königin war damals noch eine Prinzessin und sie flog mit uns aus dem alten Korb, der bis dahin dort hing. Wir flogen mit ihr hier in großen Kreisen herum und die Sonne schien, dann haben wir uns an einem Ast wieder gesammelt.
Dort hat uns Andreas entdeckt und bald darauf kam Agata und hat uns in einen Schwarmkorb eingeschlagen. Es hat ganz schön gerumst, als sie uns da am Nachmittag des 22. Mai 2023 in den Korb fallen liess, denn wir waren ganz schön weit oben an einem Ast. Die Agata hat uns danach auf Tisch Nr. 12 abgestellt. Dort haben wir noch einen Regenhut übergestülpt bekommen, weil es nach Gewitter und Regen aussah, da wäre unser Strohkorb ganz schön nass geworden. Weil wir nicht alle gleich im Korb gelandet sind, da so hoch oben im Baum sind viele von uns bei dem Ruck nach unten einfach wieder losgeflogen und haben noch ein paar Runden gedreht. Auf der Suche nach unserer Prinzessin sind wir dann alle bis zum Sonnenuntergang zu ihr in den Korb gekrochen. Könnt ihr Euch vorstellen, wie wir den Korb mit unserer Prinzessin gefunden haben? Nein, nicht wie Ihr vielleicht denkt, mit rumfliegen und gucken. Wir machen das hauptsächlich mit einem anderen Sinn. Na bestimmt findet Ihr heraus, wie wir das gemacht haben. Jedenfalls, als dann Johannes mitten in der Nacht uns abgeholt hat, hingen wir ganz leise oben im Korb und haben uns gegenseitig mit unseren Beinen festgehalten und gehofft, dass er nicht zu sehr ruckelt und auf uns acht gibt. Sonst wären wir vielleicht auf den Boden gefallen und ganz durcheinander gewirbelt worden. In der Nacht ist das nicht so schön und vielleicht hätten wir unsere Prinzessin in den Dunkelheit verloren. Wisst Ihr, sie war und ist unsere einzige Hoffnung, denn sie muss später mal für alle unsere Schwestern und Brüder Eier legen, aus denen sie dann ausgebrütet werden.

Da kamen wir also mitten in der Nacht in einen Kellerraum und haben uns bis zum Morgen des nächsten Tages dort gekuschelt. Niemand von uns konnte verloren gehen, wir hatten ein Netz unter unserem Korb, so, dass keiner raus konnte und am nächsten Tag so gegen Mittag kam dann Agata und hat uns aus dem Raum nach draussen gebracht. Draussen hatte Johannes unseren Bienenkorb, in dem wir jetzt wohnen, schon vorbereitet für uns. Er war geöffnet und Agata hat uns wieder mit einem Ruck in das Unterteil eingeschlagen. Das hat vielleicht gerumpelt, aber weil wir so viele Bienen waren, ist uns nicht viel passiert. Wir haben uns gegenseitig ein bisschen gedrückt, aber nicht schlimm, auch der Prinzessin, die in unserer Mitte war, ist nicht passiert. Schnell sind wir an den Korbwänden hochgekrabbelt, da war der Korb schon geschlossen und es war ganz dunkel innen. Das macht uns nix, wir können uns ja spüren und riechen ganz genau, wo unsere Prinzessin ist. Auf sie müssen wir immer am meisten aufpassen.
Wenn ihr etwas zustösst sind wir alle verloren, dann können wir uns nicht fortpflanzen und werden nur noch alt und krank und müssen dann irgendwann sterben.

Oben im Korb haben uns dann unsere Aufpasser flüssigen Honig als Futter gegeben. Wir hatten nicht so viel von Zuhause mitnehmen können und haben ja auch schon einiges von dem Vorrat, den wir dabei hatten, in der Aufregung aufgebraucht. Fliegen macht hungrig, rumpeln macht hungrig und dann hatten wir auch schon in dieser einen Nacht im Strohkorb damit begonnen unsere neuen Waben zu bauen, dafür brauchen wir auch viel Honig.
Also der neue Korb war ganz leer, nur ein paar Holzrähmchen waren dort aufgestellt und wir haben gleich damit begonnen Waben für unsere Kinder und Futtervorrat zu bauen. Ausserdem ist es immer blöd, wenn wir so viele in einem Raum sind und haben nicht so richtig einen Platz zum Laufen. Da ist es immer toll, wenn wir unsere Waben mit den Gassen dazwischen benutzen können. Dann können wir uns auch viel besser verteilen und auch besser miteinander kommunizieren. Wenn es in unserer neuen Wohnung schön neu wird alles, dann riecht es auch toll nach Wachs und frischem Nektar von den Blumen und nach Harz, das wir auf den Bäumen sammeln und ganz wichtig, es riecht nach unserer Prinzessin, die dann vielleicht schon unsere Königin ist.


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