Donnerstag

Wabenstabilisierung - ein Versuch

15. Juni 2017: Anzeichen für ein Problem im
inneren des Korbes, Bienen laufen unruhig auf
der ganzen Fläche draußen.  
Jeder Jahreslauf hat seine Eigenheiten. So manche Konstellation kommt sehr selten vor, z.B. ein besonders schwerer Sturm oder eine so lange Trockenheit, wie wir eben im Jahr 2018 erleben durften. Für unsere Korbbienen können Sturm und Hitze besondere Herausforderungen darstellen, weil sie ihre Wohnung zwar selber einrichten und von innen gestalten, jedoch keinen all zu großen Einfluss haben auf etwaige Wetterextreme zu reagieren. Wenn ein Korb hoch im Baum heftig vom Wind bewegt wird, besteht unter Umständen die Gefahr eines Wabenabrisses. Ebenso besteht diese Gefahr unter gewissen Umständen bei hohen Temperaturen. Die Bienen sind dann nicht mehr in der Lage den Korb in ausreichendem Masse zu klimatisieren. 
In beiden Fällen (nicht selten treten diese Fälle kurz nacheinander auf) müssen wir Sorge haben, dass der Wachskörper des Biens großen Schaden erleidet. In der Folge kann der Weg für die Flugbienen versperrt werden. Ein weiterer existenzieller Schaden ist ein Verlust der Königin. 
Wir als Architekten des Hängekorbes sind natürlich verantwortlich für die Umstände, die den Bien in der positiven Regulierung seiner Lebensumstände verhindern.


Abgerissene Waben im Korb. Beide Völker haben die Königinnen eingebüßt.













Quelle: youtube, Imkerverein Germersheim "2 Vorbereitungen Vorschwarmzeit" (11. Minute im Film)




In der Korbimkerei wird dem Abriss einer oder mehrerer Waben im Korb entgegengewirkt und 
zwar mit mehreren Holzspeilen, die quer zum vertikalen Flächenwachstum der zu bauenden Waben in den Korb eingepasst werden. Die Heideimker müssen in ihrer Betriebsweise die Körbe bewegen und transportieren und sind deswegen auf eine Stabilisierung der Waben ebenfalls angewiesen. 
Da im Korb die Waben ansonsten frei hängend sind, verhindern die Speile einen Abriss an der Aufhängung der einzelnen Wabe, bzw. ein zusammendrücken der verschiedenen Waben, so dass keine Bienen in den Wabengassen gequetscht werden. 

Im Hängekorb bekommen wir Probleme bei Schwarmvölkern, die alle Waben neu errichten. Diese Waben sind jungfräulich und deshalb viel beweglicher und instabiler als die Waben, die schon mehrere Brutzyklen hinter sich haben und mit den diversen Bruthäutchen in den Zellen sozusagen „natürlich“ durch diesen Alterungsprozess stabilisiert wurden. 
Unter idealen Bedingungen hat ein Schwarmvolk also junges Wachs, sammelt viel Nektar und Pollen, geht sofort nach dem Einzug in die Brut (insofern die Königin schon befruchtet ist) und diese Brut entwickelt ebenfalls innert kurzer Zeit ein enormes Gewicht. Sind die Entwicklungsbedingungen über einen längeren Zeitraum so positiv, sind die Waben physikalisch an der Zerreissgrenze. Kommt dann entsprechende ruckartige Bewegung oder eine anhaltende Temperatur über 40 Grad Celsius dazu, brauchen die Waben eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit im Raum.

Wir gehen davon aus, dass für den Korb 5 Speile mit einem Stabdurchmesser von 6 mm ausreichend sein werden, um diese Unfälle zu verhindern, ohne damit die Kommunikation auf den Waben negativ zu beeinflussen.

Zur praktischen Handhabung für den Bienenhalter:

1. Sollte im unteren Bereich der Korb geöffnet werden, ist die Platzierung der Stäbe zu bedenken. Wir weisen darauf hin, dass die Speile im ersten Jahr möglichst gar nicht entfernt werden. Somit könnte das Volk von unten nur so lange geöffnet werden, bis die in die Waben einzubauenden Speile von den Bautrupps erreicht werden.
Da wir die Speile von Aussen jederzeit ziehen können wollen, um die einzelnen Waben an den Bogenrähmchen herausnehmen zu können, lassen wir die Speile so weit über den Korb hinausragen, dass wir sie mit einem entsprechenden Werkzeug fassen und dann drehen können. Somit könnten sie im Korb vorsichtig aus den Waben gezogen werden, bevor wir die Schrauben am Unterteil lösen.

2. Zu beachten ist ferner, dass die Speile nicht zu weit unten im Korb angebracht sind. Ansonsten können wir den Korb nicht mehr in einem Behältnis transportieren ohne die Speile abzubrechen. Diese Anforderung gilt auch für den Fall, dass der Korb aus dem Baum herunter in ein Fass eingelassen werden soll.

3. Die Speile müssen quer zur Wabenrichtung angebracht werden. 

4. Die Speile sollen auf keinen Fall schon beim einlogieren des Schwarmes im Korb montiert sein, sondern erst nachdem die Bienen mit dem Wabenbau (oben an den Rähmchen) ordnungsgemäß angefangen haben.

5. Wir gehen davon aus, dass die Speile im darauf folgenden Jahr weggelassen werden können, weil sich unsere Waben entsprechend der natürlichen Alterung so weit stabilisiert haben, dass sich ein Abriss aus Bewegungs- und Temperaturgründen nicht mehr ergeben wird. 

Zum praktischen Vorgehen und zum eventuellen nachträglichen Einbau in einen neu zu besetzenden Korb empfehlen wir folgende Vorgehensweise:

Äussere Putzschicht vorsichtig aufbohren, damit keine Risse im Putz um das Bohrloch entstehen, möglichst klein und mit hoher Drehzahl beginnen. Vorsicht ist ebenfalls geboten beim Durchbohren der inneren Verputzschicht. Wird beim Bohren ein Flechtband verletzt, was wir eigentlich nicht sehen können, wird dies die Stabilität des Korbes nicht weiter beeinflussen, denn die Bänder werden durch den Putz vor einem Ausfädeln bewahrt. Zur Bearbeitung von Gipskarton gibt es im Fachhandel sogenannte Bohrraspeln (Ø 5 mm). Wer eine solche hat, kann damit das gebohrte Speilloch noch etwas ausraspeln, damit der Speil leicht durch den Strohkorpus geschoben werden kann. 
Auf der gegenüberliegenden Seite von unserem durchgehenden Loch wird auf waagrechter Höhe am besten mit eingeschobenem Speil angezeichnet, wo das Loch gebohrt werden soll. 
Es genügt dieses Loch als eine Halterung für die Speilspitze nicht allzu tief einzubohren. Einfach so tief, dass die Spitze des Speils in der Korbwand verschwindet. 
So werden nach und nach die Speile in den Korb eingebracht. Wird dabei der Putz verletzt, sollte er mit einem Lehmschlämme wieder repariert werden. Die Bienen werden entsprechend ihrer Vorgehensweise einen Überzug aus Propolis an diesen Stellen auftragen. 
Diese Verklebung wird vor einem Entfernen der Speile durch eine Drehung des Speils gelöst werden können. 

Auch wenn diese Unfälle nicht bei allen Körben vorkommen, wollen wir Möglichkeiten finden diesen Fällen praktisch zu begegnen.
Wir nehmen auch gerne Tipps und Anregungen von unseren Lesern und Kursteilnehmern entgegen. Denn nicht zuletzt die Bienen lehren uns, dass sich in Gemeinschaft bessere Lösungen erarbeiten lassen als alleine. Wir freuen uns also über jegliche Beteiligung von Euch!


Wir hoffen, dass wir mit unseren Bemühungen einen guten Anfang hinbekommen.











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